Nov 20
11
Eine weitere Übung zur Verbesserung der Schulterkoordination ist die Tablettübung. Sie ist ähnlich schwer (manche meinen schwerer) als die Betübung. Die Tablettübung empfehle ich um das Zusammenspiel von korrekter Schulterstellung bei Überkopfbewegungen in Kombination mit der passenden Bauchspannung zu üben. Wichtig: bei allen Übungen zur Verbesserung der Koordination der Schulter geht es vorrangig um eine präzise Ausführung. Kommst du an den Punkt der Bewegung an dem deine Schultern die axial-zentrierte Stellung verlassen, mußt du die Bewegung stoppen, dann ein kleines Stück die Bewegung zurücknehmen, die Schultern wieder axial-zentriert einstellen und dann sehr vorsichtig versuchen die Range ein kleines Bischen zu erweitern. Das vorsichtige Erweitern der präzisen Bewegung ist die eigentliche Übung und nicht der erzwungene und koordinativ falsch ausgeführte Versuch die Range auf das Ausmaß zu bringen, das ich in meinen Videos demonstriere (ich habe dafür teilweise jahrelang üben müßen um diese Übungen flüssig und präzise demonstrieren zu können)!
Weitere Übungen zur Verbesserung der Schulterkoordination:
Die Vertikalübung (am besten vor dem Spiegel üben)
Die Horizontalübung (am besten vor dem Spiegel üben)
Die Betübung (am besten vor dem Spiegel üben)
Eine weitere Fortbildung leitete ich Ende September zusammen mit Chris Häussler vom Lehrteam der Jugend des DAV im Landesleistungszentrum (LLZ) des Bergsportfachverbandes Bayern (BFB) für das DAV-Bundeslehrteam Leistungsklettern. Damit Leistungsklettern auch die jungen Talente anspricht gilt es das Training spielerisch zu gestalten. So lautete das Thema der Fortbildung dementsprechend „Spielerisches Leistungstraining“. 12 TrainerInnen hatten über die 2 Tage eine Menge Spaß, wie in den beiden kleinen Videos zu sehen ist.
Nov 20
11
Im Frühherbst leitete ich zusammen mit Hans Hocke für das DAV-Bundeslehrteam Sportklettern eine Boulderfortbildung im Tiroler Zillertal. Das Zillertal wartet um diese Jahreszeit mit einer magischen Atmosphäre auf. Auf den schneebedeckten Felsspitzen der 3000er ist bereits der Winter eingezogen, an den darunterliegenden, steil abfallenden Hängen lassen sich die Entwicklungsstufen des Herbstes ablesen. Unterhalb des Schnees folgen braune Grashänge, die sich ab der Baumgrenze orange präsentieren.
Mit jedem Meter tiefer werden die Farben der Natur satter und grüner. Unten im Tal führt bei Temperaturen deutlich über 20° noch der Spätsommer seine Regie. Nachts, wenn es aufklart kann es jedoch schon kälter werden. Gut so, dann hat der Fels am nächsten Tag den gewünschten Grip um auch kleine Microgriffchen „nageln“ zu können.
Beste Bedingungen also für das Klettern an den Boulderblöcken des „Chillertales“. Interessierte Teilnehmer, aus einem breiten Spektrum der deutschen Trainerszene, genossen zwei Tage mit harten Zügen am Granit. Wieder einmal habe ich festgestellt, dass von den nahegelegeneren Bouldergebieten, das Zillertal zur Recht besonders beliebt ist.
Erfreulich auch, dass es mir gelang „Firewalk“ (7A+) am bekanntesten Boulderblock des Sundergrund zu ziehen. „Firewalk“ ist das was noch von „Moonwalk“ übrig geblieben ist. Vor einigen Jahren entfachten einige Einheimische unter dem Boulderblock ein Lagerfeuer, wodurch eine große Granitplatte mit den entscheidenden Griffen aus der Wand platzte. Mein Fazit: „Moonwalk“ war ein hervorragender Boulder aber „Firewalk“ macht fast genauso viel Spaß.
Trotz der fehlenden Zuschauer war die Veranstaltung hochspannend. Zum Einen hat sich einiges getan bei den deutschen Athleten und Athletinnen in der letzten Zeit, was sich in einer hohen Anzahl von sehr schnellen Läufen niederschlug. Zum anderen wurden zwei neue Deutsche Rekorde aufgestellt. Anna Apel aus „meinem“ Kletterteam München & Oberland stellte zum dritten Mal in diesem Jahr einen neuen deutschen Rekord in der weiblichen Jugend B auf und wurde souverän Deutsche Meisterin in der Jugend B. Anna blieb mit ihrer Zeit als 15 Jährige nur eine 10tel Sekunde unter dem bis dahin aktuellen Deutschen Damenrekord. Der wurde allerdings im folgenden Erwachsenendurchgang von der Rekordhalterin Nuria Brockfeld erneut um zwei 10tel verbessert. So bleibt es Anna Apel im kommenden Jahr, wenn sie erstmals bei den Damen antreten darf, einen neuen Deutschen Rekord aufzustellen. Ich drücke ihr dazu jedenfalls die Daumen!
Anna Apel, die neue Deutsche Meisterin Jugend B mit der Goldmedaille am vergangenen Sonntag in Hamburg
Interview mit Anna Apel auf München & Oberland Page…
Bericht des Deutschen Alpenverein…
Bericht des NDR (incl. Videoaufnahmen)…
Okt 20
27
Auch die Horizontalübung zur Verbesserung der Schulterkoordination habe ich von Hajo Friederich übernommen. Diese Übung fällt den Meisten etwas schwerer als die Vertikalübung. Die Horizontalübung sollte von Kletternden genauso mit schlafwandlerischer Leichtigkeit korrekt ausgeführt werden können, wie die etwas leichtere Vertikalübung.
Okt 20
24
Okt 20
23
Vor einer Woche veröffentlichte ich auf diesem Blog den Bericht zu Omar Al-Shogre (II). Der Beitrag wurde in den letzten Tagen täglich von bis zu 700 Besuchern angeclickt. Scheinbar hat mein Bericht zu Omar Al-Shogre viele die mich kennen interessiert. Für den Fall, dass auch Interesse an Hintergrundwissen zu Syrien besteht habe ich einen sehr guten Tip. Vor kurzem wurde auf Arte ein hervorragender Bericht „Blackbox Syrien -der schmutzige Krieg“ veröffentlicht.
Es gibt keine besser Dokumentation, die die Vorgänge im Syrien der letzten 20 Jahre, in 1,5 Stunden umfassend, verständlich UND KORREKT wiedergibt. Prädikat: absolut sehenswert!
https://youtu.be/WR-5EAmuXx0
Alle 6 Monate findet eine Konferenz der deutschen Innenminister statt, auf der darüber entschieden wird, ob syrische Flüchtlinge nach Syrien abgeschoben werden dürfen. Der nächste Termin ist der 6. Dezember 2020. Wie aus dem ARTE-Film zu ersehen ist, ist in Syrien niemand sicher. Eine Abschiebung nach Syrien, wird von keinem demokratischen Land der Welt (offen) durchgeführt. Auf Open-Petition liegt eine Unterschriftenliste von SyriaNotSafe aus, mit der an die Innenminister appelliert wird, nicht nach Syrien abzuschieben. Die Liste wird an die Innenministerkonferenz übergeben.
Hier geht es zur Unterschriftenliste…
Im Juli diesen Jahres habe ich eine Neutour nach Omar Alshogre benannt. Omar Alshogre ist ein junger Mann, der Unfassbares überstanden und Unfassbares geleistet hat. Wie der Phönix aus der Asche hat er sich von seinem Totenbett erhoben, um Licht ins Dunkle zu bringen. Die Geschichte von Omar Alshogre ist nicht schön, sie wird dich nicht erfreuen. Sie richtet nicht auf, sie gibt keine Perspektive. Aber vielleicht steht diese Geschichte doch für ein kleines Licht der Hoffnung?
In den folgenden Abschnitten wird schwerste körperliche und psychische Gewalt in Zusammenhang mit Folter beschrieben
Omar wurde 1995 in der Kleinstadt Bayda am Ufer des Mittelmeeres, ungefähr eine Flugstunde von Kalymnos entfernt, geboren. 2011 brachen Proteste gegen die Assad-Diktatur in Omar’s Heimat Syrien aus. Millionen Menschen gingen auf die Straße und protestierten friedlich gegen Vetternwirtschaft, Korruption und Unterdrückung, demonstrierten für Freiheit und Demokratie. Auch der verschlafene 5000-Seelen-Ort Bayda, in dem Omar aufwuchs, schloss sich dem Aufstand an. Von Anfang reagierte der syrische Diktator Assad mit brutaler Gewalt. Im folgenden Video wird ein getöteter Demonstrant als Märtyrer durch die Straßen von Bayda getragen. Er war auf einer der allerersten Demonstrationen, die am Tag zuvor in Bayda stattfand, ermordet worden.
Aber die Bewohner von Bayda liessen sich nicht beirren. Seit 40 Jahren litten sie unter der Diktatur. Sie wollten endlich frei sein. Gerade die Jugendlichen kannten normale Verhältnisse (wie bei uns) nur aus dem Fernsehen. In ihrer Heimat Syrien herrschte Willkür und Mißwirtschaft. Und so löste in Bayda eine Demonstration die nächste ab. Bereits kurz nach den ersten Demonstrationen in Bayda überfielen die Schergen des Assad Regimes den Ort.
This video was on 12.04.2011 and it was the first of the serie of same acts on the same town. The worst was may 2013 and +400 persons were killed.
— Mohamed Al Neser (النسر) (@M_Alneser) November 30, 2021
🖱️ https://t.co/grHKAEI35n pic.twitter.com/6o8mbiZQ3N
Auch Omar nahm an zahlreichen Protesten teil, so wie fast alle Jugendlichen in Bayda. Omar sagt heute: „Ich war mit 15 Jahren eigentlich unpolitisch, wollte eigentlich nur endlich frei sein.“ Die Revolution wurde von Anfang an von fast allen Bevölkerungsgruppen Syriens unterstützt. Im folgenden Video erklärt der christliche Geistliche von Bayda seine Unterstützung für Forderungen der Demonstranten.
Jugendliche Demonstranten blockieren einen Panzer bei Ausbruch der syrischen Revolution im Frühjahr 2011 direkt bei dem Heimatort von Omar Alshogre.
Nur wenige Tage nach Ausbruch der Syrischen Revolution 2011, erklärt ein syrischer Demonstrant in Banyas, dem Ort in dem Omar Al Shogre zur Schule ging, die Motive der Revolution auf Englisch. „Wir wollen Freiheit und Gerechtigkeit. Wir sind Christen, Muslime, Alawiten, Drusen – wir sind alle Syrer.“
Eine der vielen Schülerdemos in Banyas. Die Schüler skandieren: „Das Volk! Es will! Den Sturz der Diktatur!“
Bereits im ersten Jahr der syrischen Revolution, wurde Omar von der Geheimpolizei des Regimes mehrmals verhaftet. In den geheimen Verhörzentren wurde Omar regelmäßig zusammengeschlagen. Er wurde jedoch, im Gegensatz zu anderen, immer wieder frei gelassen, denn sein Vater war ein verdienter Soldat der Armee. Wie die allermeisten Syrer dachte Omar trotz der Repressionen nicht daran, sich zu unterwerfen. Er protestierte weiter friedlich und öffentlich gegen die Brutalitäten und Ungerechtigkeiten des Regimes. Im folgenden Video beschreibt er das Gefühl, das er damals hatte:
The need for freedom.#Syria pic.twitter.com/59NCn71PLE
— Omar Alshogre | عمر الشغري (@omarAlshogre) September 25, 2020
Bis 2012 wurde Omar bereits 7 Mal festgenommen und anschliessend mißhandelt. Im selben Jahr verschleppten ihn seine Häscher in ein berüchtigtes Folterzentrum, die „Abteilung 215″, die sich in der Hauptstadt Damaskus befindet. Der 16 jährige Omar wurde dort wiederholt mit Elektroschocks gefoltert und mit Metallstangen und Kabeln schwer verletzt. Ihm wurden die Fingernägel ausgerissen. Omar war mit drei Cousins und 65 weiteren Demonstranten ein Jahr lang in einer winzigen Zelle eingepfercht. Sie alle wurden dort regelmäßig gefoltert.
Bisweilen wurde Omar gezwungen, seinen Cousin Rashad selbst zu foltern. Familienangehörige zu zwingen, sich gegenseitig zu foltern oder auch zu vergewaltigen ist eine in den syrischen Folterzentren oft angewandte Methode, die in einzelnen Fällen sogar auf Video dokumentiert ist. 2013 starb Rashad nach der Folter. Omar mußte für die Gefängnisverwaltung die Toten auf der Stirn numerieren. Omars zweiter und liebster Cousin Bashir starb im Jahr darauf an den Folgen der Folter und einer Tuberkulose-Infektion. Auch er wurde von Omar numeriert. Diese „Dokumentationsmethodik“ stammt von ehemaligen SS-Männern, die sich nach dem zweiten Weltkrieg von Deutschland zuerst nach Ägypten und dann nach Syrien abgesetzt und dort in den Folgejahren die syrischen Geheimdienste und deren Foltersystem mit aufgebaut hatten. Im Folgenden ein Video von Omar Alshogre, in dem er beschreibt, was er in der Abteilung 215 erleben musste.
2014, körperlich und seelisch bereits schwerst verletzt, wurde Omar nach Sednaya, das berüchtigste Folterzentrum Syriens, verlegt. Sednaya hat lt. der Menschenrechtsorganisationen Amnesty International und Human Rights Watch nur einen einzigen Sinn: die Insassen gezielt zu Tode zu foltern. Viele sterben bereits nach wenigen Tagen oder Wochen, die wenigsten überleben länger als ein paar Monate. Kaum jemand ist überhaupt wieder lebend aus Sednaya herausgekommen. Lt. dem amerikanischen Geheimdienst CIA besteht der Verdacht, dass in Sednaya jede Woche 50 Insassen gezielt ermordet und danach in einem Krematorium auf dem Gefängnisgelände verbrannt werden. Regelmäßíg brechen in anderen syrischen Gefängnissen Aufstände aus, wenn Gefangene nach Sednaya verlegt werden sollen, denn das ist gleichbedeutend mit einem fast sicheren Todesurteil. Omar sagt, im Vergleich zu Sednaya sei die Abteilung 2015 der Himmel gewesen. Im folgenden Video berichtet Omar von seinem Martyrium in Sednaya und wie er dort wieder herauskam.
In Sednaya erreicht die Vernichtungsmaschinerie des syrischen Regimes ihre grausamste Ausprägung. Sie wird sowohl von der israelischen Holocaust -Gedenkstätte Jad Vashem als auch dem New Yorker Holocaust Museum als syrischer Holocaust bezeichnet. In Syrien ist allen bekannt, was in Sednaya passiert. Omars Mutter hatte zum Glück mitlerweile durch Bestechung der Geheimpolizei herausgefunden, dass Omar in Sednaya und noch am Leben war. Sie sammelte 20.000 Dollar, um ihn freizukaufen. Nach einer Scheinhinrichtung am Stadtrand von Sednaya, bei der er bewusstlos zusammenbrach, ließen ihn seine Folterknechte einfach auf der Straße liegen. Als Omar gefunden wurde, war er mit Tuberkulose infiziert, konnte nicht mehr klar reden und wog nur noch 34 kg. Er konnte sich kaum noch selbst fortbewegen und litt unter Amnesie. Als er nach Tagen identifiziert wurde, wurde er in die Türkei zu seiner inzwischen geflohenen Mutter gebracht. Er war vollkommen apathisch und erkannte seine Mutter nicht mehr. Omar hatte nur ganz knapp überlebt.
Bereit im Gefängnis hatte er gehört, dass in Bayda ein Massaker stattgefunden hatte. Nach seiner Freilassung erfuhr er die Details. 2013 hatten die sogenannte Shabiha im Auftrag des Assad-Regimes sein Heimatdorf Bayda überfallen und mindestens 75 Einwohner grausam niedergemetzelt. Der Vater von Omar, sein ein Jahr jüngerer Bruder und sein älterer Bruder wurden vor den Augen von Omar’s Mutter ermordet. Auch einige seiner besten Jugendfreunde wurden abgeschlachtet. Das Massaker von Bayda ist nur eines von vielen, die in dieser Zeit stattfanden. Häufig wurden die Szenen auf Video aufgenommen, die danach den Angehörigen zugespielt wurden. Omar Alshogre hat ein Video, das die Ermordung seiner Familienangehörigen dokumentiert.
Der folgende Film zeigt Bilder von verstümmelten Leichen
Im Herbst 2015 griff das russische Kreml-Regime die Regionen und Städte Syriens, die weiter Widerstand gegen Assad leisteten, mit Kriegsflugzeugen an. 1,5 Millionen Syrer (darunter auch Omar) emigrierten daraufhin in die EU, davon knapp 800.000 nach Deutschland. Omar war jemand, der mit viel Glück den Horror in Syrien überlebt hatte, einer von 12 Millionen Syrern, die vor dem Terrorregime Assads geflüchtet sind. Psychologen und Mediziner von NGO’s schätzen, dass praktisch jede syrische Familie traumatisiert ist. Omar bekam in Schweden Asyl. Er ist einer der wenigen Menschen, die in den letzten 10 Jahren Sednaya überlebt haben.
Nachdem er wieder zu Kräften gekommen war, lernte er in kürzester Zeit Englisch und Schwedisch. Er begann, über die Verbrechen des syrischen Regimes aufzuklären. Fast wöchentlich erzählte er, was ihm widerfahren war. Ein Jahr nach seiner Flucht trat Omar in Amerika und Europa in Schulen, Clubs, auf Versammlungen, in Universitäten, auf Kongressen, Demonstrationen, vor Ermittlungsbehörden, vor NGO’s, im Fernsehen und im Radio auf. Mittlerweile tritt Omar auch vor einflussreichen internationalen Politikern auf.
Er nahm als Zeuge an einer Anhörung im US-amerikanischen Senat teil. Er trat vor den Ermittlern des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag auf. Er kann inzwischen perfekte Spontaninterviews in englisch, schwedisch und arabisch geben und wird nicht müde, über die Verbrechen des Regimes in Syrien zu berichten. Er redet mit den Händen, mit ausdrucksstarker Mimik, so dass man seinen Erzählungen gebannt folgt. Er wirkt ruhig und gefasst, strahlt auch häufig Freude und Zufriedenheit aus. Seine Scheinhinrichtung sollte ihm eine letzte Warnung sein, bloß den Mund zu halten. Er macht bewußt das Gegenteil. Omar, der sympathische junge Mann aus Bayda, bietet dem Schlächter Assad die Stirn.
Omar hat die Worte Hass und Rache aus seinem Wortschatz gestrichen. Er sagt: „Meine Rache ist es, die Menschenrechte gegen das Regime in Syrien durchzusetzen und damit die Rache selbst zu besiegen.“ Ständig reflektiert er während seiner Aufklärungsarbeit über seine inneren Gedanken. Er will Gerechtigkeit für die Opfer des Assad-Regimes. Er will die Schergen des Geheimdienststaates Syrien vor ordentliche Gerichte bringen. Er will, dass die Mörder in fairen Prozessen verurteilt werden. Er hat eine bewundernswerte Entwicklung vollzogen – wie ein Phönix aus der Asche.
https://youtu.be/xBVvmz4L9wU
Im Frühjahr 2020 wird Anwar R., der Leiter der berüchtigten Abteilung 215, in der Omar 21 Monate seines Martyriums verbrachte, als erster Vertreter des Folterregimes wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt (Oberlandesgericht Koblenz in Deutschland). Omar Al-Shogre ist einer von etwa 100 Zeugen der Anklage. Zwei Dutzend weitere Folteropfer der Abteilung 215 treten in diesem Prozess als Zeugen auf. Medien aus der gesamten Welt verfolgen diesen ersten Musterprozess höchst aufmerksam und berichten ausführlich darüber. Inzwischen haben die Niederlande erklärt, dass sie den Kopf des Folterregimes, Präsident Assad, persönlich vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag anklagen wollen. Frankreich ermittelt dazu ebenfalls. Omar Al-Shogre hat einen der bedeutendsten Beiträge dazu geleistet, dass selbst die Führung des Assad-Regimes vor Ermittlungen nicht mehr sicher ist.
Good news (11/20): Omar was officially admitted to Georgetown University. Here you can see his luck:
The energy of Phoenix:
15th march 2021 Al Jazeera reported about Omar Alshogre:
https://www.aljazeera.com/features/2021/3/15/we-survived-assad-prisons-will-rebuild-syria
Omar gets support for the Syrian detainees by the King of Sweden:
Omar speaking at the UN Security Council:
Im Sommer habe ich an einer aussergewöhnlichen Kletterroute gearbeitet. Die abschüssige, schwer kontrollierbare Platte ist mit schmerzhaften Microleisten durchsetzt und zeichnet sich durch anhaltende, unerbittlich anstrengende und crazy Züge aus. Plattenklettern war nie meine Stärke. Als „Old-school-Kletterer“ bin ich zwar auf Platten und in Rissen groß geworden, aber mir liegen eher athletische Moves im überhängenden Gelände. Umso mehr hat mich die abweisende Linie an dem kompakten, glatten Edelfels, an dem ich in diesem Jahr mehrere Routen erschlossen habe, herausgefordert. Dieses Stück herrlichster Fels erfordert ein hohes Merkvermögen. Die Bewegungen und Positionen können nur dann erfolgreich kombiniert werden, wenn alles 100% passt. Ab dem allerersten Zug ist deshalb durchgehend Konzentration, Präzision und voller Einsatz gefordert. Bei mehreren erfolglosen Versuchen war ich immer an der Schlüsselstelle in Wandmitte abgeplatzt. Mein Bewegungsplan war nie perfekt. Ende Juli startete ich endlich mit einem detaillierten Plan für absolut jede Tritt- und Griffabfolge. Vom ersten bis zum letzten Zug war mir klar, was zu tun ist.
Mit jedem Meter, den ich höher komme, saugt mich die Route aus. Schwer atmend und deutlich angepumpt erreiche ich die Crux in Wandmitte. Eine komplexe Passage mit fiesen Seituntergriffzangen und rutschigen Trittchen erwartet mich. Roboterartig, ohne irgendeinen Gedanken an Erfolg oder Mißerfolg zu verschwenden, rette ich mich gerade noch so durch die Schlüsselstelle. Jetzt bin ich kraftmäßig schon ziemlich am Ende. Ob ich noch genug Reserven habe, um die Tour zu schaffen? Die folgenden ungewöhnlichen und instabilen Einzelzüge sind weiterhin sehr anstrengend. Als ich den rechten Fuss zu früh auf eine schmierige Delle heppe, manövriere ich mich in eine Sackgasse. Ich kann mich weder vor- noch zurückbewegen. Ich bin wie festgenagelt. Kurzzeitig kommt Panik auf. Da dringt von unten aufmunterndes Brüllen an mein Ohr: „Auf geht’s Nils, das geht, mach es!“ Irgendwie werden die Laute an meine Großhirnrinde weitergeleitet, welche wiederum mein limbisches System beauftragt: Kampfwillen einschalten! Aus der Körpermitte heraus kann ich einen Impuls setzen und mich befreien. Mit zitternden Knien rette ich mich in die Ruhestelle im oberen Drittel. Ganze 10 Minuten stehe ich verspreizt in der Schüttelposition, um Atemfrequenz und Tonus herunterzupegeln. Den krönenden Abschluss der krassen Platte bildet ein abgefahrener Boulder, die 2. Crux: ein Aufsteher, der fast ausschließlich mit dem linken Bein auszuführen ist. Ich konnte diese Bewegung bisher nur einmal und nur aus dem Hängen klettern. Eine höchst prekäre Situation. Gerade deshalb starte ich mit voller Entschlossenheit in das Finale. Morituri te salutant. Ich weiß nicht mehr, wie ich die Stelle bewältigt habe. Ich erinnere mich, dass ich in der Crux einen Schrei ausstieß, und wie ich plötzlich am Schlussgriff hänge und das Seil in den Umlenker clippe – geschafft! Ich jubele und jauchze. Nach dem Gefühl völliger Ermattung, dem ich noch kurz zuvor beinahe erlegen wäre, fühle ich mich jetzt fast wie „Phönix aus der Asche“. Meine erste 8a auf einer Platte! Ich kann es kaum fassen. Ich habe die Route nach Omar Alshogre benannt, einem jungen Mann, der Unfassbares überstanden und Unfassbares geleistet hat – wie der mystische Vogel Phönix hat er sich aus der Asche erhoben. Aber das ist eine andere Geschichte …
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Hier geht’s weiter mit dem Sebaldstein.
Am Wochenende findet der zweite große bayerische Kletterwettkampf in Pandemiezeiten statt, die bayerische Jugendmeisterschaft Lead im DAV-Landesleistungszentrum Augsburg. Am Samstag 12.9. starten Jugend D und C am Sonntag 13.9. folgen Jugend B und A. Die gesamte Veranstaltung wird im Livestream übertragen, in dem ich zwischenzeitlich (am Sonntag) auch zu sehen sein werde. Am Samstag arbeite ich ersatzweise im Schiedsrichterteam mit. Hier der Link zum Livestream.