Nov. 24
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ich wußte nicht was typisch für London ist. Jetzt weiß ich es: London ist eng, riesig, eiskalt, höflich, distanziert, überwacht, modern, alt, weltoffen, spießig, freakig, kleinräumig, bonzig, revolutionär, arm, schwarz, weiß, lebendig, ultrateuer, langweilig, punkig, sauber – DIE Stadt der Gegensätze und der Superlative. Was London auch hat: Banksy (einige seiner Werke gibt’s in diversen Stadtvierteln zu sehen). Und Camden, der Bezirk in dem die Kunst LEBT. Einmal Brick Lane rauf und runter. Quod erat demonstrandum: echte Kunst ist etwas höchst Lebendiges und Unangepasstes.

A propos echte Kunst. Davon hat London eine ganze Menge. Besonders empfehlenswert ist das Tate Modern Art Museum, kurz Tate Modern genannt. Dort kann eine schier unendliche Menge an High End Kunst genossen werden. Von Max Ernst, über Mondrian, Matisse, Klee, Picasso, bis zu Nicky de Saint Phalle, an Ray, Roy Lichtenstein, Beuys und den aktuellen Meister*innen des 21. Jahrhunderts. Das ganze gibt’s … KOSTENLOS, auch das ist London: Kunst für alle!

Klettern in London? hmmm ja – nicht so richtig lässig, alles ziemlich geschniegelt und natürlich ar***teuer, 18 Pfund Eintritt ist ganz normal, das sind 20 Euronen. Wäre da nicht das Bloc Fit in Brixton. Ein echter 90er Boulderschuppen, mit Rapmusik, Holzwänden, fettem Kraftraum, alten Sets und … im Durchgang im Innenhof eine veritable Bonsaisammlung, die Dave, dem Eigner vom Bloc Fit gehört. Er züchtet Bonsais und verkauft sie … im Bloc Fit.


Auch empfehlenswert: einen halben Tag mit dem Double-decker Bus quer durch die City fahren. Von Nord nach Süd und von Ost nach West. Dann klärt sich die Frage, was typisch für London ist, vorausgesetzt du verfügst über ein gewisses Mass an Gesellschaftskunde und Wissen zu Stadtentwicklung. Auch eine paar Fahrten mit der Tube sind empfehlenswert um die Londoner*innen näher kennenzulernen. Die kleine Tubevariante ist aber nix für Menschen mit Platzangst. Die Londoner sind das Gedränge gewohnt und stoisch wird es ertragen, wenn die Tube mal tief unten im Underground feststeckt. Kein Murren und kein Knurren kommt den dicht an dicht Zusammengepferchten über die Lippen. Wer sich in London mit dem Unabwendbaren anlegt, hat schon verloren. Das gilt auch für das Thema Parkplatz- oder Wohnraumsuche.

Was in London besonders auffällt: die vielen Kameras. Weit mehr als 1 Millionen Augen von Big Brother wachen über die Sicherheit in London. Kameras sind der Fetisch der Londoner*innen. Sie fühlen sich mit ihnen wohl (gilt nicht für das Team Banksy – das stammt allerdings auch nicht aus London), Kriminelle haben keine Chance, das Team Banksy sprayt dennoch sehr erfolgreich. Aber müssen deshalb in jedem Pub ein Dutzend CCTV im Deckenbereich herumlungern? Was dazu gar nicht passt: die Londoner ignorieren rote Ampeln. Die Straße wird überquert, wenn sie frei ist – Punkt! So viel zur Gesetzestreue in der Weltstadt Nr. 1

Zuletzt möchte ich dennoch ein Loblied auf die Mentalität der Londoner*innen anstimmen. Sie sind immer in Aktion, es gibt immer ein Ziel, Geschäftigkeit ist das Lebensmotto der Weltstadt, nie ist es langweilig oder ignorant-behäbig und zugleich sind die Londoner*innen immer höflich, nie gehetzt, nie aufdringlich, immer hilfsbereit, aktive Menschen, die wissen woher sie kommen und wohin sie wollen…

Diese Mentalität der Londoner*innen habe ich besonders genossen… obgleich… in Bella Italia gefällt es mir noch besser 😉.
