Trainingstips

In den frühen 1980er haben wir grausam dilettantisch auf Fingerkraft trainiert, mit teilweise katastrophalen Folgen (z.B. Klimmzugserien an kleinen scharfen Metallleisten, auch genannt „Türrahmen“, zum Aufwärmen 🙂  ). Von Trainingswissen hatte kaum jemand Ahnung. Mit Wolfgang Güllich aber auch Stephan Glowacz u.a. hat eine hinterfragte und systematische Herangehensweise an das Klettertraining in der deutschen Kletterscene seinen Anfang in den 1980ern genommen. Inzwischen wird in der Weltspitzenkletterscene nicht nur was die Umfänge, sondern auch was die Effektivität betrifft, auf olympischem Niveau trainiert. Ein Indiz: die sprunghafte Zunahme von Kindern mit über Jahre anhaltenden Höchstleistungen. Diese Jungen Wilden, weisen im Gegensatz zu früher viel weniger Verletzungen mit Langzeitfolgen auf (bedeutsame Ausnahme könnte ev. kurzfristig die Schulter, mittelfristig vielleicht auch das Knie und langfristig die Magersucht sein), sprich die Leistungen dieser Kinder/Jugendlichen sind nicht mehr das Ergebnis überehrgeiziger Eltern und Trainer, sondern das Ergebnis fundierten Trainings, wie es in jedem besseren Sportverein betrieben wird. Natürlich kann man auch an Sportvereinen grundsätzlich Kritik üben (Anhänger dieser Richtung, denke ich, werden mit meiner Page nichts anfangen können). Adam Ondra und Johanna Ernst sind voraussichtlich nur die ersten Vorläufer dieser neuen Generation, die in ca. 5 -10 Jahren richtig zur Wirkung kommen wird! Das Trainingswissen ist zu einem erheblichen Teil aus der Kinderschuh- und Experimentierphase heraus (gerade im medizinischen Bereich was eine Feinabstimmung beim Fingerkrafttraining betrifft – gibt es aber noch Lücken). Im Bundeslehrteam des DAV wird z.B. in der B-Tainerausbildung eine ganz auf das Klettern abgestimmte Trainingsplanung (Guido Köstermeyer) gelehrt, die in ihrer Art einzigartig in der Sportwelt ist und sich an der extremen Vielseitigkeit dieser Sportart orientiert. Wo es noch hapert, ist inbesondere die Stärken- und Schwächenanalyse, denn hierzu bedarf es viel Kletter- und Lebenserfahrung (Höchstleistungsklettererfahrung ist i.d.R. maximal 30-40 Jahre alt, John Gill ist eine der ganz wenigen rühmlichen Ausnahme). In diesem Bereich und damit im praktischen Trainingsgeschehen könnte sich in den nächsten Jahren noch ein breites Feld an Verbesserungsmöglichkeiten entwickeln.

Unabhängig von Vorgenanntem werden in der Scene nach wie vor und Tag für Tag neue Trainingswissensschätze gehoben. Das bedingt der Charakter der einmaligen Individualsportart Nr. 1. Diese Wissensschätze werden im Allgemeinen nach folgendem Prinzip gehandelt: Sagst du mir einen, sag ich dir einen. Dabei gilt es zu berücksichtigen, daß Trainingstip A für Kletterer B ev. bedeutungslos sein kann. Ein Grund warum sich die Weltelite Jahr für Jahr in denselben Klettergebieten versammelt ist nicht nur die optimale Kletterumgebung passend zur Jahreszeit (aktuell:Januar in Spanien und August in Südafrika etc.) sondern auch der Austausch bzgl. Trainingswissen, bei dem nicht selten einvernehmliches Stillschweigen vereinbart wird (natürlich spielt auch eine gewisse „Geselligkeit“ eine bedeutende Rolle).

Ich veröffentliche hier zum einen Trainingswissen für jedermann, zum anderen Trainingswissen für meine engeren Bekannten, das ich auch in meinen Kursen/Trainings vermittele. Letzteres ist nicht öffentlich, immerhin sind hier drei Jahrzehnte Klettererfahrung angesammelt, die ich nicht zum Schmücken mit fremden Federn weitergebe. Ich bitte diesbezüglich um Verständnis. Was nicht von mir stammt, habe ich (soweit ich den/die „Urerfinder“ ausmachen konnte mit dessen Namen kenntlich gemacht). Trainingswissen, das mir unter dem „Siegel der Verschwiegenheit“ mitgeteilt wurde, veröffentliche ich natürlich nicht (auch nicht in meinen Kursen/Trainings), auch dann nicht, wenn es anderswo im Internet auftaucht! Alle Empfehlungen, die ich gebe, habe ich auch selber getestet!!! Ich bemühe mich, die Tips so zu formulieren, daß sie qualitätsangepasst vermittelt werden. Vereinfacht gesagt: wer von der Qualität x keine Ahnung hat, wird auch mit dem Tip y nichts anfangen können. Vor Verletzungsgefahren in Folge Experimentieren sei in diesem Zusammenhang ausdrücklich gewarnt! Für konstruktive Kommentare und Hinweise bin ich immer dankbar.