Sandra Hopfensitz auf der Bayerischen Jugendeisterschaft Lead 2019 im DAV-Landesleistungszentrum Augsburg; Foto: Bergsportfachverband Bayern
Am Wochenende findet der zweite große bayerische Kletterwettkampf in Pandemiezeiten statt, die bayerische Jugendmeisterschaft Lead im DAV-Landesleistungszentrum Augsburg. Am Samstag 12.9. starten Jugend D und C am Sonntag 13.9. folgen Jugend B und A. Die gesamte Veranstaltung wird im Livestream übertragen, in dem ich zwischenzeitlich (am Sonntag) auch zu sehen sein werde. Am Samstag arbeite ich ersatzweise im Schiedsrichterteam mit. Hier der Link zum Livestream.
Aug. 20
13
Alisa entert eine 6b+ im Flash; Foto: Pema Sherpa
Während Neonazis, Verschwörungstheoretiker und sonstige Durchgeknallte gegen die „Mund-Nasen-Schutzdiktatur“ auf den Straßen herumkaifen, bin ich mit „meinem“ Leistungskader 3 des Kletterteams München & Oberland und meinen Trainerkolleginnen Pema Sherpa und Susi Metzner ins Trainingslager gefahren.
Auf Sightseeing in Gößweinsstein; Foto: Pema Sherpa
Es waren 5 ganz tolle Trainingslagertage. Mit den jungen Supertalenten (9 bis 11 Jahre) war es die reine Freude den Spaß am Fels zu geniessen.
Pema & Team; Foto: Pema Sherpa
Umbauen will geübt sein; Foto: Pema Sherpa
Aug. 20
4
Test der Wettkampfroute für Jugendliche (UIAA 9) im DAV Kletterzentrum Hamburg
Im Februar leitete ich einen Trainer C Sportkletter Lehrgang 2 in Hamburg zusammen mit Nils Kremeskötter. Sehr gerne erinnere ich mich neben der hervorragenden Zusammenarbeit mit Nils an die lässig-tolerante Art der Hamburger. Ganz besonders habe ich mich über die Bekanntschaft mit Peter, dem Archivar des DAV Hamburg gefreut. Schnell kamen wir ins Gespräch, haben wir doch beide eine umfangreiche Alpinvita aufzuweisen. Peter, noch einmal 20 Jahre älter als ich, ist in seinen Anfangsjahren sogar noch mit Hanfseil ins Gebirge gestartet. Zum Abschied übergab mir Peter zum Kursende ein ganz besonderes Juwel als Erinnerungsgeschenk: Den Pause-Klassiker „Im extremen Fels“ – Vielen Dank Peter!
DER Klassiker der alpinen Felsbildbände
Beim Schrauben im Hamburger DAV-Kletterzentrum
Im Juli hatte ich dann einen Schrauberauftrag in der DAV Kletterhalle Hamburg. Dieses Mal arbeitete ich hauptsächlich (und sehr entspannt) mit den beiden bekannten Hamburger Schraubern Reza Sodani und Carsten Roskam zusammen. Mit insgesamt 10 Routen von 5 bis 9+ konnte ich mich u.a. an der steilsten und größten Wand in Hamburg verwirklichen. Der DAV Hamburg hat ein kleines Video dazu von mir auf Facebook veröffentlicht.
Auch dieser Aufenthalt in der Hansestad hat mir wieder viel Freude bereitet und … meine Sympathie für das Venedig an der Elbe ist weiterhin ungebrochen.
„Abo“ (أبو) heißt auf Arabisch „Vater“, oder auch „der mit …“. „Abo TOW ist „der mit den TOW-Raketen“. Wie wurde aus dem jungen Mann Suhail schließlich Abo TOW? Und was hat das mit meiner neuesten Erstbegehungen zu tun ?
Abo TOW
Wie alle jungen, syrischen Männer mußte der in dem kleinen Dorf Abadeta geborene Suhail einen mehrjährigen Armeedienst ableisten. Wehrdienstverweigerung hat in Assads Syrien die Hinrichtung zur Folge (außer man hat reiche Angehörige). Als 2011 die Revolution gegen das Assadregime ausbrach, war Suhail 21 und war als Panzerabwehrspezialist ausgebildet. Er war ein hervorragender Schütze und beherrschte die Panzerabwehrrakete Malyutka ausgezeichnet. Als Assad täglich dutzende friedliche Demonstranten in ganz Syrien auf offener Straße mit Scharfschützen, Panzern, Raketen und zuletzt im März 2012 in Homs mit Artillerie ermorden ließ, desertierte Suhail. Er war nicht der Einzige – etwa 100.000 weitere Deserteure und wenige Dutzend Frauen bildeten lokale Widerstandseinheiten. Suhail war einer der erfolgreichsten Panzerabwehrschützen. Mithilfe des Panzerabwehrraketensystems TOW schaltete er über 100 Panzer (3% aller syrischen Panzer), ein halbes Dutzend Flugzeuge und etliche Hubschrauber des verhassten Assadregimes aus. Die dankbaren Syrer verliehen ihm deswegen den Spitznamen „Abo TOW“.
Zwei von Abo TOW unschädlich gemachte Kriegsflugzeuge auf dem internationalen Flughafen von Aleppo. Die Millionenstadt Aleppo, die älteste bewohnte Stadt der Welt, wurde von Assad jahrelang mit Fassbomben, Raketen und Giftgasaus der Luft angegriffen und zur Hälfte zerstört.
Abo TOW kann nicht nur Panzer anzünden. Abo TOW rauchend vor einem islamischen Rauchverbotsschild demonstrativ eine Zigarette. Dieses Foto brachte ihn nach Assads Mordlisten auch auf die Mordlisten der Djihadisten.
Abo TOW protestiert vor einem Djihadistenverbotsschild für Meinungsfreiheit mit einem Klebeband vor dem Mund
Abo TOW ist aber kein Rambo. Verehrt in weiten Kreisen der syrischen Bevölkerung, stellte er sich einmal vor ein Verbotsschild der Djihadisten mit der Aufschrift: „Rauchen ist haram“ (haram = Gotteslästerung) und … zündete sich demonstrativ eine Zigarette an. Das Foto davon verbreitete sich im Internet, woraufhin er Todesdrohungen, nicht nur wie bisher von Assad, sondern nun auch von Seiten der islamischen Djihadisten bekam. Rauchen ist zwar ungesund – aber diese eine Zigarette würde ich nie verurteilen, ganz im Gegenteil! Freitags nahm er, anstatt zum Gebet in die Moschee zu gehen, oft an Demonstrationen gegen religiösen Wahn und gegen das kriminelle Assadregime teil.
Abo TOW auf einer seiner unzähligen Freitags-Protestdemonstrationen gegen Assad und andere Mafiosi.
Einmal wurde er von Djihadisten entführt mußte aber nach Protest der syrischen Bevölkerung wieder freigelassen werden. Ein andermal scheiterte ein Entführungsversuch während einer Demonstration, weil die Demonstranten Abo TOW
verteidigten. Mit einem Durchschuss im Bein entkam er seinen Häschern.
Abo TOW steht damit ganz in der Tradition der syrischen Revolution, die von Anfang an „Einheit in der Vielfalt“ vertrat und demnächst in ihr 10. Jahr geht. Insgesamt drei Mordanschläge hat Abo TOW bisher (zum Teil schwer verletzt, zuletzt im März dieses Jahres) überlebt. Jedesmal erklärte Abo TOW noch auf dem Krankenbett kurz nach den Attacken, dass er so schnell als möglich zurück in den Kampf für die syrische Revolution und gegen das Mafiaregime Assad’s möchte. Seit heute 3.8.2020 läuft eine Offensive Assads mit Unterstützung russischer Kriegsflugzeuge gegen sein Heimatdorf, die sich Abadeta bereits bis auf 5 km genähert hat. Abo TOW wird wieder seine Fähigkeiten als Panzerabwehr-Spezialist zum Einsatz bringen müssen.
Der junge Mann ist für mich ein Vorbild. Unerschrocken und entschlossen verteidigt er seine Familie, seine Heimat und die Freiheit. Das sind Werte, die mir besonders wichtig sind. Abo TOW setzt seine besonderen Fähigkeiten dabei höchst erfolgreich ein. Der Einsatz der TOW verlangt Systematik bei der Vorbereitung, Disziplin, Konzentration und hohe Präzision.
Im Moment erschließe ich einen Felsen im bayerischen Voralpenraum. Er lag bisher in einer Art Dornröschenschlaf und wird hoffentlich bald zu einem neuen, erstklassige Klettersektor im Münchner Einzugsgebiet. Während wir hier im freien Europa entspannt und glücklich (trotz Pandemie) unseren Bedürfnissen entsprechend leben können, sind schon kurz jenseits Europas Grenzen Menschen gezwungen, um ihr Leben zu kämpfen. Um daran zu erinnern, dass unsere Privilegien keine Selbstverständlichkeit sind, sondern anderswo erkämpft werden müssen, habe ich beschlossen, einige Neutouren an diesem Fels der syrischen Revolution zu widmen:
Die ca. 60 m hohe Nordostwand des „Edelfels“. Auf dem Foto ist der obere, schwere Teil der Abo TOW eingezeichnet. Direkt rechts daneben befinden sich weitere Projekte, die alle in hervorragend kompakten Platten verlaufen. Der rechts unten im Bild zu erkennende Mensch, kann zum Größenvergleich dienen.
Mit Tom Schlager, einem der aktivsten Erschliesser im bayer. Voralpenraum (Stichwort Taubenstein, Krettenburg) war ich neulich am Edelfels unterwegs. Eigentlich wollte ich ein bereits eingebohrtes Projekt durchsteigen, aber dann entdeckten wir links oberhalb eine superschöne, graue, wasserzerfressene Platte. „Da geht noch was“, meinten wir beide übereinstimmend. Aber die anvisierte Verbindungsvariante zwischen zwei Routen entpuppte sich als nicht wirklich lohnend. Beim Ablassen inspizierte Tom dann eine mögliche Verlängerung einer anderen Route. Diese startet ebenfalls über eine wasserzerfressene Platte, um dann nach ca. 15 m an einem kleinen Dach vorbei leicht überhängend auf die Platte im oberen Wandbereich zu leiten. „Die Crux ist möglich“, meinte Tom und setzte zwei „Erkundungshaken“. Ich checkte anschließend die komplexen Züge und konnte die maximalkräftige Crux entschlüsseln. Noch 10 Haken gebohrt, und am selben Tag gelang mir unter Einsatz aller Kräfte kurz vor Sonnenuntergang die Erstbegehung. Die Hakenanordnung erfordert systematische Vorbereitung. Eine wasserzerfressene 15-m-Platte leitet trickreich zu der überhängenden, maximalkräftigen Einzelstelle (9/9+), die Präzision und höchste Konzentration fordert. Danach folgen weitere 15 glatte Plattenmeter, die mit Disziplin und Ruhe geklettert werden wollen.
Ich habe diese Route deshalb zu Ehren von Suhail Muhammad Hamoud „Abo TOW“ genannt. Möge er noch viele glückliche Jahre leben und seine Heimat von Assad und den Djihadisten befreien!
ERGÄNZUNG: am 9.10.2020 erhielt die Abo TOW durch Andi Faessler ihre erste Wiederholung. Andi fand eine leichtere Lösung für die Crux, die mir leider nicht gelingen wollte und wertete die Abo TOW auf 9- ab.
2. Ergänzung: Interview (in Englisch) mit Abo TOW am 25.12.2021…
In diesem Bericht stelle ich den „Edelfels“ erstmals vor…
Hier stelle ich eine weitere Neutour am selben Fels, die „Omar Alshogre“, vor…
Erschliessungsarbeiten am Edelfels.
Juni 20
17
So schaut Edelfels aus
Kann sein, dass in Folge der Pandemie
Wir werden sehen, ob das Äussern dieser Vorhersagen Berechtigung hat. Vielleicht habe ich sogar einen kleinen Beitrag in diesem Zusammenhang geleistet? Mein Einsatz am heimischen Fels hatte jedoch vorrangig mit dem Erschliessen (und dem anschliessenden Klettern) von Neutouren zu tun. So habe ich zwar nicht dazu beigetragen, dass neues Leben unseren Planeten bereichert, aber zumindest neue Kletterrouten das Licht der Welt erblicken und damit mehr am heimischen Fels geklettert wird.
Der Erschliesser in Aktion – ein Suchbild
Aktuell bohre ich an einem rel. unbekannten, kompakten „Edelfels“, der von Kennern (und Könnern) aus meiner Sicht bisher sträflich vernachlässigt wurde. „Zu weit, zu schwer, zu kalt“, so lauteten die (Vor-) Urteile. Aber auch da werden wir sehen, ob diese Aussagen eine Berechtigung haben.
Weiterer Bericht zum „Edelfels„.
Der selbe Edelfels im Winter; Foto: Familie Fischer
Enzian, der seine Nische im kompakten Fels gefunden hat
Zwei Generationen am selben Stahlkarabiner: alte Rostgurken aus den 1960er Jahren, ein Hinterschnittbohrhaken (ein echter Edelhaken) aus den 1990er Jahren.
Die Alpen im Licht eines Sonnenuntergangs
Mai 20
13
Landauf, landab machen (meist männliche) Schreihälse auf sich aufmerksam:
„Alles erfunden! Das ist nur die Grippe! Keine Macht der Wissenschaft!“
Während ein Arbeitskollege aus meinem Familienkreis von einem Tag auf den anderen und über Wochen an der Beatmungsmaschine um sein Überleben kämpfte (Folgeschäden sind noch nicht klar) laufen auf den Straßen Neonazis mit dem Grundgesetz in der Hand herum, protestieren gegen „die Diktatur“ und fordern, dass die Grenzen „wegen der verseuchten Chinesen“ doch bitteschön für immer dicht bleiben sollen. 300.000 Menschen sind bereits in drei Monaten an dem Virus gestorben (mehr als das Zehnfache als an Ebola), die Übersterblichkeit in den meisten großen europäischen Staaten, als auch in den USA hat sich in den letzten zwei Monaten bereits jetzt mehr als verdoppelt. Die Grippetoten des schrecklichen Grippewinters 2018/2019 sind bereits um ein Mehrfaches überrundet.
Mit einem Satz: der zum Teil widerlichste und allerdümmste Bodensatz dieser Gesellschaft sammelt sich derzeit auf Straßen und Plätzen um die Ohnmacht der Menschen angesichts des Virus gnadenlos auszunutzen und Zwietracht zu säen. Nach wochenlanger Beobachtung dieser Hasardeure bin ich endlich auf DIE LÖSUNG gekommen. Alle die nicht glauben, dass die Menschheit gerade von einer kreuzgefährlichen, heimtückischen und neuartigen Virus-Pandemie heimgesucht wird, mögen bitte die folgende Willenserklärung unterschreiben:
Mai 20
13
Noch eine Übung für die Schulterkoordination, ideal in Pandemiezeiten zu erlernen. Du brauchst keinen Platz, geht überall im Stehen. Kleinteiliges Feilen an der Koordination deiner Schulter, das hilft dir, wenn du demnächst wieder in Halle oder Fels angreifen darfst.
Mai 20
13
Was tun, wenn dich der Lockdown in der Wohnung einsperrt? Richtig! An den Schwächen arbeiten. Genau das tun, was schon immer hätte getan werden sollen, aber nie Zeit dafür da war. Zum Beispiel die Beweglichkeit der Schultern verbessern mit Hilfe der Adlerübung (n. Hajo Friederich).
Mai 20
13
Was macht man in Zeiten, in denen man sich nicht einfach für ein paar Stunden an seine Lieblingswand in Tirol oder in die nächste Kletterhalle begeben kann?
Bouldern besser Buildering läßt sich auch in der Stadt ganz gut machen, wenn die Spots bekannt sind. 70% des Training läßt sich mit Klimmzugstange, Hangboard, Kurzhantel und Bodenübungen auch in der Wohnung umsetzen.
Aber dynamisches Bouldern trainieren? Schon schwieriger. In den öden, betonüberladenen Plattenbausiedlungen der ehemaligen Ostblockdiktatur haben Jugendliche aus der Not heraus schon früh den Parcoursport entwickelt und zu einer bis heute kaum bekannten Blüte getrieben.
Dieser jugendkulturelle Streetsport ist auch unter dem Begriff „Ninjarunning“ bekannt.
In Pandemiezeiten, kann ich den Drang dieser Jugendlichen, die an sich Vollblutsportler waren/sind, aber sich im Einheitssumpf der Ostblockdiktatur keinem stromlinienförmigen Sportfunktionär unterordnen wollten, sehr gut nachvollziehen.
So habe ich mich auf die Suche nach „meinem“ Parcour gemacht … .
Zugegeben, mit den Jungs in der Ukraine oder der Artistik eines Dominik Sky kann (und will) ich mich nicht messen :). Ich will auf keinen Fall riskieren, dass ich das Gesundheitswesen in diesen Pandemiezeiten in Anspruch nehme, deshalb schauen meine Bewegungen sehr kontrolliert aus.
Aber immerhin: ein „alter Mann“ in meinem Alter soll bitte erstmal beide Disziplinen zugleich backen: schwer Klettern + Pandemieparcour.