Juli 10
11
Zwei Bilder und ihre Geschichte:
Photo Nr. 1:
Die Aufnahme hat Michi Hoffmann, ohne dessen profundes Wissen & Können dieses Projekt nie umgesetzt worden wäre, gemacht. Es entstand Mitte dieser Woche, am dritten Tag in unserem aktuellen Projekt. Ich stehe überstreckt auf einem abschüssigen Absatz in der 8. Seillänge. Im Moment der Aufnahme bohre ich über Kopf den Haken für den „Sprung“ ein, während ich mich mit meinem im Riß verklemmten linken Fuß sowie einem ebendort verklemmten Cam an die Wand ziehe. Der Haken ist notwendig um eine der schwersten Stellen des Projektes abzusichern. Die Wand ist tatsächlich leicht abdrängend und bietet nur ganz spärlich „Griffe“ mit weiten Abständen. Um diese Stelle in freier Klettererei zu überwinden, muß man (nach dem Clippen des besagten Hakens) mit der rechten Hand ein „Untergriffnichts“ anblocken. Dann gilt es ein fünf Millimeter tiefes, abschüssigen Einfingerloch mit der linken Hand über Kopf zu fixieren. Das gelingt mir nur für wenige Sekundenbruchteile, deshalb werfe ich im Herauskippen meinen linken Fuß in ein relativ gutes Loch auf Hüfthöhe und springe unter Schwungmitnahme mit der linken Hand voraus in einen nach links offenen, abschüssigen Henkel. Den drohenden Pendler gilt es mit vollem Pressdruck über den linken Fuß abzuhalten, sonst wird man aus dem abschüssigen Henkel geschleudert. Kurzum ein Boulder, den man in Bleau aber nicht am Dom im Oberreintal vermuten würde. Ausgenommen die erste, ganz leichte Brandler-Zustiegsseillänge bietet das Projekt durchwegs Traumfels vom Allerfeinsten. Wenn die 9. und/oder 10. Seillängen nicht noch schwerer sind, wird die Route voraussichtlich im 9. Grad einchecken.
Photo Nr. 2:
Auch dieses Photo hat Michi Hoffmann in unserem Domprojekt geschossen. Ich hänge im Toprope und bringe gerade mittels Hebelgesetz Bewegung in ein Felsmonster. Die 3. Zustiegsseilänge wartet mit einem herrlichen klassischen Spreizkamin auf. Für „alte Knochen“ wie uns ein Hochgenuß, da kommen Erinnerungen an die ersten alpinen Meter vor einigen Jahrzehnten auf. Einziger Wehrmutstropfen ist besagtes Monster: eine zwei Meter hohe ca. 5 Zentner schwere Schuppe die mitten in dem Kamin dräut. Nur ihr Fußpunkt ist (besser: war) hinten mit dem Fels verwachsen. Noch dazu verführt der Satansbraten zum Festhalten an seiner oberen Kante. Gut, dass der Wagenheber inzwischen zur alpinen Standardausrüstung gehört. Das Teil einfach zwischen das Monster und den gewachsenen Fels gesteckt, und dann heißt es Kurbeln, bis die Schuppe kracht. Das Monster hat unheimlich laut protestiert, als es die Domrinne abging, eine kleine Staubwolke stieg auf und stank teuflisch nach Schwefel, Hugo Chavez hätte seine Freude gehabt. Wir haben uns auch gefreut, denn wir wollen unsere Routen korrekt übergeben …