Mai 18
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Die weltberühmte Karlsbrücke vom Tretboot aus gesehen
Wer sich mit europäischer Geschichte beschäftigt sollte sich einmal Zeit nehmen um eine der ungewöhnlichsten Hauptstädte Europas zu besuchen: Prag
Anfang April setzten Steffi, Silja und ich die Serie unseres Stadtbesuche (nach Venedig, Nürnberg und Verona) mit diesem Juwel im Herzen Europas fort.
Fast ein Jahrtausend durch Slawen, Deutsche und Juden geprägt, steht die vom 2. Weltkrieg vergleichsweise verschonte tschechische Hauptstadt für eine Geschichte der Gegensätze und des Ausgleiches. Vor ca. 200 Jahren gesellte sich zu den drei vorgenannten Volksgruppen auch noch ein erheblicher Anteil Italiener zur Prager Urbevölkerung. Die Prager haben über die Jahrhunderte gelernt mit der Verschiedenheit der unterschiedlichen Kulturen zurecht zu kommen. Wesentliche Impulse zur nachhaltigen Entwicklung Europas hatten ihren Usprung überraschenderweise in Prag, z.B. die erste Bibel, die nicht in eine der klassischen Kirchensprachen (Griechisch, Lateinisch) hier ins Slawische – 150 Jahre vor Luther – übersetzt wurde. Zwar wurden die Deutschen nach den Gräueln die sie im 2. Weltkrieg begangen hatten (verständlicherweise) vertrieben, aber das heutige Prag ist schwer engagiert seine jüdischen als auch deutschen Wurzeln zu pflegen. Gerade die jüngeren Prager sind sich der Verluste bewußt, die die Vertreibung/Ermordung der jüdischen und deutschen Bevölkerungsanteile für diese geschichtsträchtige europäische Hauptstadt bedeutet. Kurzum: hier ist man als Deutscher trotz des unfassbaren Leides, das unsere Vorfahren den Völkern des Ostens angetan haben, sehr gerne gesehen. Und neben 1000den fantastischen Jugendstilhäusern gibt es auch ein paar nette Kletter-/Boulderhallen… 🙂 Alles in allem hat Prag einen nachhaltigen Eindruck auf mich hinterlassen. Mag München schick, Berlin innovativ, Paris mondän und London international sein, so hätte Prag ob seiner Vielfalt und dem damit verbundenen Ausgleich m.A. den Titel „die sanfte Hauptstadt“ verdient.
Zum Schluss noch drei Tips zu Prag:
1. Übernachten im Arco Guesthouse…
2. Die unbekannte Geschichte Prags…
3. Der Golem – die verborgene Seite Prags…

Das Goethe Institut – natürlich mit Jugenstilfassade – am „deutschen“ Ufer der Moldau gelegen

Der Hradjin – Blick auf einen der drei historischen Hügel Prags.

Blick von der Burgmauer des Hradjin auf die Prager Altstadt

Historisches Burggebäude auf dem Hradjin

Das älteste noch erhaltene Holzhaus Prags (13. Jahrhundert)

Eine von drei frühchristlichen Rotunden Prags (3. Jh n. Chr. !)

Prag wimmelt nur so von prächtigen Barockkirchen

Berühmtes Jugenstilgebäude der tschechischen Gemeinde Prags

Alchemistensiegel an einer Hausfassade – Prag ist auch eine Stadt der Mystik wo geheime Künste und die Kabbala gepflegt wurden (werden) – s.a. der Golem

Auf dem Friedhof des anderen Burghügels Vysehrad sind eine Masse berühmter Prager begraben, u.a. der Musiker Dvorak.

Was wäre Prag ohne seine rote, unzerstörbare Tram? Sie fährt seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts problemlos. Ein Zeugnis tschechischer Konstruktionsexpertise.

Prag ist auch eine Stadt des Widerstandes gegen die Diktatur – In der Innenstadt sind die Bildnisse zweier berühmter Widerständler gegen den Kommunismus zu sehen.

Die Prager Kaffehäuser stehen denen in Wien in nichts nach.

Leckerer Prager Kuchen, mmmmh.