Die Grosse Fimohöhle

eingang

Am Eingang der Fimohöhle

Höhlen beklettern (Profis sagen dazu „Höhlen befahren“), gehört zu einer Leidenschaft, der ich seit knapp 30 Jahren mindestens einmal im Jahr nachgehe. Zu Neujahr schauten wir in einer Höhle in den Alpen vorbei, die ich zuletzt vor 27 Jahren „befuhr“. Der Eingang auf deutlich über 1000m, eine gar nicht so kleine Doline, war damals noch von dichtem Wald umstanden. Jetzt befand sie sich inmitten eines Sturmbruchfeldes „im Freien“. Das Ganze appetitlich arrangiert in einer tiefverschneiten, winterlichen Alpenlandschaft.

Nach dem Anziehen adäqater Kleidung und entzünden der obligatorischen Karbidlampen (der Geruch kann süchtig machen) gings auch schon hinein ins dunkle, nassklamme Vergnügen. Nach einigen Hangelstellen erfreute uns der übliche Temperaturanstieg und da erwartete uns auch schon der erste „Schluf“ (Speleologensprech: =enge Stelle zum Durchrobben). Durch den Schluf im Abseilmodus hinab, Steffi und ich hatten Mühe dort nicht stecken zu bleiben. Für die Kids wars der reinste Spaß, dahinter noch ein Schacht zum Abseilen, dieses Mal jedoch recht geräumig. Und noch ein ziemlich großer Schacht, der uns in die schwarze Tiefe saugen wollte, dem wir aber mangels drittem Seil die Gefolgschaft verweigerten und in einen lehmigen Gang nach rechts auswichen.

A propos Lehm: der feinste den ich kenne, klebt wie feuchter Fimo (Kinderknete), nicht nur an den Händen sondern an allem was mit ihm in Berührung kommt. Jeder Schritt wurd mit einem lauten Schmatzer belohnt. Ein weiterer Schluf, eher ein Durchstieg, der 90° ums Eck führte, immer wieder (ab-)klettern und dann der niedrige „Fimogang“ (heißt in echt anders). Ein niedriger Gang mit einer von Hand gegrabenen, mittigen Rinne, die das Wasser dort abführen soll, mit weiteren Unmassen an Fimoknete zwang uns in die Knie. Mit meiner (körperlichen) Größe mußte ich in dem Schlamm sogar krabbeln, die Kids wieder feixend bis es der einen nicht überraschend den Schuh vom Fuss zog. Das sogenannte Fimoloch schloss diese Passage ab. Dahinter führte uns ein geräumiger aber labyrinthischer Gang weiter hinab. Es folgte noch ein enges Loch, das auch über eine kleine, glitschige Platte umklettert werden kann, nochmal kurzes Abklettern und ein langer, abschreckender Schluf ließ uns zögern.

Ein Blick auf die Uhr: schon 3,5 Stunden waren wir im Bauch der Erde. Die willkommene Ausrede um sich den „abschreckenden“ Schluf zu sparen und diese Stelle zum Endpunkt der Forschungsreise zu erklären. Der Rückweg nach oben an die Oberfläche gelang uns zwar schneller, aber er gestaltete sich (wie üblich) deutlich beschwerlicher. Als wir uns aus dem Einstiegstrichter herauswühlten empfing uns schwarze Nacht. Aber nein, die Milchstraße glänzte als herrlich funkelnder Lichterstrom über unseren Köpfen. Knirschender Schnee, die Berge um uns herum hoben sich als schwarze Schatten vom Nachthimmel ab, tief drunten, in weiter Ferne tanzten die kleinen Lichter der Menschenhäuser. Nach einer Stunde sitzen wir in einer mollig warmen Hütte, mit 30 genau so jungen wie lautstark Feiernden. Nach wohlverdientem Mahl knicken die beiden Kids auf der Stelle ein, Schicht vom Schacht. Ein phantastischer Tag ist zu Ende.

Die-Freunde-der-Fimosuhle

In der dampfige Fimosuhle fühlen sich manche richtig wohl.

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Am „Endpunkt“ vor dem „abschreckenden“ Schluf

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Schicht nach dem Schacht

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