Bleau 2012: Nicht wissen, heißt nicht nicht können

Nils in Cuvier Rempart

Nils in Cuvier Rempart

In den letzten Wochen war ich viel unterwegs: zuerst 10 Tage mit dem Wettkampfkader 3 und Einzelnen aus „meinem“ Sichtungskader in Bleau. Dazu kommt noch ein Film raus. Das für mich persönlich berichtenswerteste Erlebnis aus Bleau war Folgendes. Bas Cuvier am Abend, die Bande hat sich ausgetobt, ich habe ausser Marie Rose zum Aufwärmen noch nichts gemacht. Am Helicoptère-Platz wogt eine bunte Mischung von vielen Dutzend Boulderern aus allen Herren Ländern. Anfeuerung und Action wie auf einem original Weltcup – um nicht zu sagen eine einmalige Stimmung. Alle paar Minuten fällt einer der weltberühmten Boulder in der Bas Cuvier-Arena: Corto Maltese, Chacuterie, Helicoptere, Bucherie usw.. Ich probiere nur so mal an einem 7C rechts vom Hubschrauber mit ein paar Spaniern herum. Nach zwei Versuchen bin ich schon in der Mitte, aber meine Leute werden bald aufbrechen. Die 7C dauert noch länger, ich bin mir nicht sicher ob ich überhaupt eine Chance habe in der aufkommenden Dämmerung. Was gibts noch? Zwischen Helicoptère und der 7C gibts noch so was mit Einstiegshüpfer an eine scharfe Leiste, dort bouldert auch niemand, kein Warten zwischendurch, also mal versuchen? Campusartig über der ersten Leiste noch eine Leiste, schlecht zu sehen, rechts daneben ein kleiner Sloaperpatscher und darüber so eine Monsterwarze, die vermutlich als pressiger Sloaper durchgeht. Erster Hüpfer: die Finger meiner rechten Hand und die Leiste trennen sich wie zwei Mülltüten von der Rolle, aua das tut weh. Noch mal ein Hüpfer, selbes Ergebnis, noch ein dritter Hüpfer wieder ohne irgendeine Verbesserung, meine Schmerztoleranz wird arg geprüft. Eigentlich ist es kein Hüpfer sondern ein recht komplexer Dyno, wenn man keine einarmigen Klimmzüge an den Fingerspitzen kann. Vielleicht geht noch ein vierter Sprung? Aber dann ist die Haut weg und das Blut kommt aus den Fingerspitzen und ich kann nach Hause gehen.Vierter Versuch: ich kann die messerscharfe Leiste zu meiner Überraschung halten, ich kann sie sogar mit einem kleinen Schmerzensknurrer durchstellen, eigentlich müßt ich jetzt die Füsse wieder an die Wand bringen, aber meine Haut rollt und bevor es mir die rechten Fingerkuppen aufschneidet, nehm ich den Pendelschwung einfach mit zum nächsten Leisterl mit links, tut genauso weh, ich schreie kurz und fixiere, patsche immer noch frei hängend zum Sloaper rechts, ein Fuß irgendwo hin und in die Monsterwarze seitlich reindynamisiert, werde angefeuert, Druck auf den Fuß, presse was geht, noch kurz geblockt und  habe den Ausstiegshenkel. Boah, das war von Anfang bis zum Schluß immer kurz vor dem Abgehen…Glück muss man haben. Komme runter, der eine Spanier gratuliert. Ich frage ihn, wie denn dieser Boulder heißt. Er meint: „Carnage“ (Blutbad). Ich bin ungläubig, ich habe gerade mal 10 Minuten an dem Problem verbracht, das kann nie und nimmer DIE Carnage sein, “ no es possible!“ meine ich. Der Spanier fummelt seinen Führer raus, „si, si – es el „Carnage!“. Ich kanns immer noch nicht glauben. Am Abend wälze ich meine gesammelten Führerwerke durch: es ist DIE Carnage. Hätte ich das vorher gewußt, ich hätte auf die Schnelle keinen Versuch gewagt…

Video der „Carnage“ auf You Tube

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