Pfingsten in der Tarnschlucht

La Malene

Zu Pfingsten stand wieder einmal ein Stelldichein in der Tarnschlucht an. Ein gutes Dutzend Kletterer von Jung bis Alt hatten aus diesem Anlaß auf dem Camping „La Blaquière“ in mitten der wildromantischen, südfranzösischen Tarnschlucht zeitweise eine Münchener Kletterenklave gebildet: Steffi, Silja, Michi, Alex, Andi, Irmi, Ronja und Freund, Elisabeth, Reini, Fletsch, Verena, Marietta, Peter, Roland und meine Wenigkeit stürmten bei insgesamt gutem Wetter widerholt das einmalige Tarngestein. Klettern in der Tarn heißt i.d.R. lange, gut überhängende Ausdauerrouten geprägt von ähnlichen Löchern wie im nördl. Frankenjura. Die Felsschmankerl werden in einem einmaligen Ambiente präsentiert. Imposanten Felstürme, das natürliche-unberührte Flußbett der Tarn, viel Grün, viel Getier (Geier, Adler, Schlangen, Füchse, Käuzchen, Mauersegler, Smaragdeidechsen etc…) bilden einen herrlichen Gegenpol zum öden Stadtleben.

Michi sagt den Flash an

„Klettermäßig“ lief bei mir einiges. Die erste Woche nutzte ich zur „Akklimatisation“: ein schneller, rel. lockerer Rotpunktgo in der athletischen Abracadabac (7c, 1. Versuch) an meinem Lieblingsfelsen Le Trône  schon am dritten Tag machte mich happy. Die „Abra“ ist charakterlich ähnlich wie die Peur Bleue (7c+) links daneben, nur mit einer leichteren Einzelstelle. In der Peur Bleue hatte ich im vergangenen Jahr erst bei kühlem Wetter eine Chance. Das Wintertraining schlug dieses Jahr voll an, ich hatte mich in den letzten zwei Jahren mit einigen Verletzungen herumgeplagt, seit über einem Jahr war ich verletzungsfrei. Dann lockte mich die Théorème de Thalès (7c), ein Klassiker am Zèbre. Vor dem Ausbouldern hatte ich ein wenig Muffensausen vor dem über 15 m ausladenden Dach. Beim Durchbouldern war es dann nicht halb so schlimm. Eigentlich schlängelt sich die „Théorème“ immer am schwächsten Punkt durch den Überhang und ist gar nicht soo geneigt, wie sie aussieht. Der 6 m-Runout am Schluß beeindruckte mich jedoch schon beträchtlich. Michi boulderte dann auch noch mal durch und berichtete mir von einem guten Untergriff und einem Toehook an den beiden Schlüsselstellen. Dieses Infos stärkten meine Zuversicht und so konnte ich die Théorème bereits im 1. Versuch knacken.

Schwungmitnahmetechniken

Schwungtechnik

Michi hatte mir von seinem „Großen Sprung“ (18 m!)  im Grand Sot (7c) am Planète Causse berichtet. Ganz oben kommen zwei Megarunouts im Bereich 6b+ zu dem anhaltend schweren Gelände davor (u.a. eine ca. 6c fb – Einzelstelle). Ich wollte dank Michis guten Infos einen Flash wagen, gab alles und donnerte im ersten Runout nach dem 6. Bolt aus der Wand. Eine kleine Ungenauigkeit hatte mich den Sieg gekostet, vielleicht auch mein Respekt vor Michis „großem Sprung“. Die Exen blieben erst mal im Sot hängen, aber ich war mir recht sicher das Teil im 1. Versuch RP abzocken zu können.

Es wurde kälter und regnerisch, genau die richtigen Bedingungen um sich im Little Big Boss (8a) am Grand Toit umzuschauen. Im ersten Versuch Toprope kam ich eigentlich ziemlich lässig bis in die kleingriffige Schlüsselpassage im hinteren Drittel hinein. Angekündigtes Warmwetter ließ uns den Little Big Boss jedoch wieder verwerfen, nächstes Jahr steht er auf der Tagesordnung ganz oben!

Silja und Elisabeth

Dann ging es an eine alte Furchtnummer von mir, Les Nouvelles Plantations du Christ (7c+), kurz „Plantations„, am phantastischen Tennessee-Sektor. Wer in die Tarnschlucht geht, sollte unbedingt an diesem Sektor was machen (vorausgesetzt man ist bei mindestens 7b gut dabei). Vor drei Jahren war ich mal probeweise in die „Plantations“ gestartet um zu testen, wie sich kleine „Drecksgriffe“ anfühlen. Ich kam gerade mal in die schwere Einzelstelle im unteren Teil, war danach fix und fertig. Ganz anders dieses Mal: Schon im 1. Versuch kam ich bis an den letzten schlechten Griff am Beginn des oberen Drittels. Im zweiten Versuch, halfen mir zwei entscheidende Tips von Michi, um das „Gerät auf Anschlag zu bügeln“. Fast wär ich beim Clippen des Umlenkers noch weggekippt. Dennoch: Michi hat nach meinem Erfolg noch einen vielversprechenden Schüttler im oberen Teil entdeckt und die letzten Passagen hatte ich eigentlich gar nicht richtig vorbereitet. Mit etwas mehr Strategie könnte ich nächstes Jahr mal in die Verlängerung der „Plantations“ schnuppern – zähe 10 m im Bereich 7b werten die „Plantations“ zur 8a auf.

Steffi, Silja, Fanette

Schon war der letzte Tag gekommen: nun mußten noch die Exen aus dem Grand Sot geholt werden. Noch mal kurz durchgebouldert, die Sonne schickte sich gerade an, mein letztes Vorhaben an der Tarn zu durchkreuzen, und so kletterte ich unter leicht erschwerten Bedingungen (Blendung) zum Abschluß noch den Grand Sot im 1. Versuch RP. Wie ich finde eine anspruchsvolle Route, gilt es doch ca. 65 Züge abzuspulen und die passenden Positionen/Tritte anzusteuern. Alles in Allem (viele leichtere Genußtouren wurden ebenfalls „verkostet“) war die Tarn aus der Kletterersicht auch dieses Jahr wieder eine voller Erfolg.

Ruhen mittels Klemmtechnik

A propos „Verkosten“: Mit die schönsten Stunden ergaben sich aus der allabendlichen Geselligkeit bei bestem südfranzösischem Roten, untermalt durch ein paar Käuzchenschreie und die bauchmuskelstrapazierenden Strophen von Andi. Getopt wurde das Ganze lediglich durch diverse Ausflüge mit den Kids, die nicht nur am Fels sondern auch in Höhlen, unter Geiern, auf Eseln, in Bächen und Flüssen etc. pp. unterwegs waren. Tarn, wir kommen wieder!

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