08. Dezember – The White Helmets

Nils bouldert in der kompakten Wand des Sebaldstein „The White Helmets“ (7c+) aus (ca. 2022)

Es ist über zwei Jahre her, aber aus gegebenem Anlaß berichte ich heute am 8. Dezember über eine meiner Erstbegehungen am Sebaldstein. Es handelt sich vermutlich um eine der schönsten Routen an dem kompakten Monolithen im bayerischen Rotwandgebiet. Tricky-technical, crimpy, foodwork and endurance on the slab. Ca. 25 erfüllende Klettermeter an feinstem Edelfels. Die ersten Bouldersessions in der Route fühlten sich so schwer an, dass ich Zweifel hatte ob ich die Route je klettern werde. Nachdem ich zwischen 2021 und 2023 ca 10 mal in der Route gebouldert hatte, wagte ich meinen ersten Versuch und kletterte unerwartet bis in die Schlüsselstelle in der oberen Hälfte der Route hinein. Dort gewann die Schwerkraft und zupfte mich aus der Wand.

Die Crux weist einen komplexen Griffwechsel an schlechten Untergriffen kombiniert mit ebenso schlechten Reibungstritten auf. Ich stürzte bei weiteren Versuchen immer wieder in der Crux. Ich hatte schon viel investiert, an Aufgeben konnte ich ab einem bestimmten Punkt nicht mehr denken. An einem vergleichsweise warmen Tag im Juli 23 gelang mir dann – zu meiner eigenen Überraschung – der Durchstieg und ich klippte staunend den Umlenker. Beharrlichkeit und sich durch Rückschläge nicht beirren lassen, das war der Schlüssel für meinen Erfolg.

Genau die selben Merkmale zeichnet auch den Erfolg der syrische Zivilschutzorganisation aus, zu deren Ehren ich die Route „The White Helmets“ benannt habe. Von 2014-2024 waren die Freiwilligen der White Helmets immer dann zur Stelle wenn es Leben zu retten galt. Wenn der russische Gouverneur Assad wie so oft eine Fassbombe auf ein syrisches Krankenhaus oder einen syrischen Kindergarten abwarf oder ein russisches Kriegsflugzeug am Samstagvormittag wieder mal Raketen auf einen belebten syrischen Marktplatz abschoss – die White Helmets trafen kurz darauf ein und leisteten in der traumatischen Hölle 1. Hilfe. Etwa 1000 Männer und Frauen der White Helmets kamen bei diesen heldenhaften Einsätzen ums Leben, weil die russischen Kriegsflugzeuge regelmäßig nach ca 30 Minuten zurückkehrten um jetzt die White Helmets zu töten. Die 1000den freiwilligen Helfenden der White Helmets verdanken ihren Namen übrigens den weißen Helmen, die sie immer bei ihren Einsätzen trugen und die die bekannte französische Kletterfirma Petzl ihnen gespendet hatte.

Es gibt einen Film, der die heldenhafte Leistung der White Helmets dokumentiert, aber Achtung – es sind verstörende und traurige Szenen enthalten, wie immer wenn es um die Verbrechen von Russlands Stellvertreter Assad geht.

Apropos Assad: seit dem Ausbruch der syrischen Revolution 2011 hat er ca. 160.000 Syrer*innen in seinen Kerkern zu Tode gefoltert, weitere 500.000 Syrer*innen mit Artillerie, Bomben und Giftgas ermordet, 12 Millionen Syrer*innen vertrieben und 100te syrische Ortschaften und Städte dem Erdboden gleichgemacht. Vor genau einem Jahr, am 8. Dezember 2024, floh er feige zu seinem Chef nach Moskau.

Seit Anfang Dezember feiern die Syrer*innen jeden Tag bis zum heutigen 8. Dezember den Sturz des Monsters und mit ihnen die White Helmets. Die berühmte Hilfsorganisation ist jetzt Teil der Übergangsregierung und leitet das Zivilschutzministerium. In diesem Sinne habe ich die Erstbegehung von „The White Helmets“ heute veröffentlicht.

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