Tarn im Akkord

Nils im "Little Big" (Foto + Bearbeitung: Fletsch)

Nils im "Little Big" (Foto + Bearbeitung: Fletsch)

Zu Pfingsten stand mal wieder der obligatorische Tarnschluchtbesuch an. Eigentlich ist die Hälfte aller Routen in der Tarn seit 2 Jahren gesperrt, wegen ungeklärter Eigentumsverhältnisse der Felsen und den deswegen ungeklärten Verantwortlichkeiten. Aber das macht in der Tarn gar nix, 250 schöne Routen statt 500, das reicht allemal! Dieses Jahr hatte ich mir etwas Besonderes vorgenommen. Normalerweise gelingen mir auch meine schwersten Routen im ersten oder zweiten, spätestens dritten Versuch. „Rotpunkt projektieren“ ist eigentlich gar nicht so mein Ding. Dieses Mal jedoch bestürmte ich im Akkord und ausschließlich eine einzige Route, die recht bekannte „Little Big Boss“. Die „Little Big“ zählt zu der Sorte von 8a-Routen, die auch routinierten 8a Kletterern gewöhnlich nicht leicht von der Hand gehen. Davon abgesehen, ist die Route ausgesprochen schön. Erst geht es an der Kante einer 5er Platte sicherungsfrei 8 m hoch, dann simples, athletisches, anhaltend leicht überhängendes 7b-Gehenkel bis zu einem Schüttelpunkt mit schlechten Tritten im Überhängenden. Und dann eine knallharte, anhaltend überhängende Sequenz, die ich als Boulder ungefähr bei 7A+ fb einsortieren würde, danach noch eine vertrakte 7a  Sequenz im Senkrechten bis zum Umlenker pumpen. Da muß alles stimmen, nicht nur die Bewegungsabfolgen müßen exakt ablaufen, sondern auch die Luftfeuchtigkeit sollte passend sein. Nach einem halben Dutzend Versuchen wurde es für die Jahreszeit ungewöhnlich kalt, der Grip war mit einem Mal perfekt, ich kam zum ersten Mal relativ frisch in den schweren Boulderpart rein. Aber kaum hatte ich diesen ziemlich gut drauf, wurde es wieder heiß, Wind aus Südwest, 30° – keine Chance. In der Nacht vor dem letzten Tag kamen mir tatsächlich noch drei kleine Verbesserungen in den Sinn, die ich trotz hoher Luftfeuchte erfogreich umsetzen konnte. Ich rutsche jedoch am letzten schweren Zug aus einem glitschigen Zweifingerloch, eben doch noch zu feucht für mein Können… Im Rückblick gesehen, habe ich seit Langem nicht mehr so viel,  in so kurzer Zeit, über das Klettern gelernt. Vielleicht sollte ich doch einmal, wie fast alle Kletterer „meines Schlages“, mit dem Projektieren beginnen?

Tags: , , ,

Comments are closed.