Variation und Schmalspurklettern

Klettern ist ein sog. Spielsport oder Individualsport. So sind auf den Siegerpodesten bei Wettkämpfen oft Kletterer mit völlig unterschiedlichen Stilformen versammelt (wenn dem nicht so ist, hat oft der Schrauber zu einseitig geschraubt). Ein „’spontanexplosiver“ Christian Benk, ein „Präzisionstechniker“ wie Markus Hoppe, „Oldschoolbeißer“ wie Christian Bindhammer, ein ‚“Intuitionsstratege“ wie Jonas Baumann, „Gummistromer“ wie Stefan Danker, „intelligente Kämpfer“ wie Jan Hoyer oder „Grenzgänger“ wie Shorty Tauporn (mag sich jeder seine eigenen Begriffe für diese Klettertypen ausdenken) haben alle sehr unterschiedliche Stilformen und wechseln sich in den vordersten Reihen der bundesdeutschen Wettkampfscene über Jahre munter ab.

Wer berhauptet der eine hätte einen besseren Stil als der andere der ist m.A. vermessen. Jeder Stil hat seine Vor- und seine Nachteile und die Stile sind bisweilen auch nur schwer gegeneinander abzugrenzen. Unbestritten ist:  im Wettkampfklettern hat man dauerhaft Erfolg, wenn man „breit aufgestellt ist“, sich also mit vielen unterschiedlichen Anforderungen zurecht findet. Dieser Variationsbedarf sollte auch das Training bestimmen und gilt auch für das Felsklettern, wenn man nicht nur auf Schmalspur (z.B. nur eine bevorzugte Gelände- und Griffform) am Fels unterwegs sein will. Nur Bouldern oder nur Vorsteigen ist sicherlich von Nachteil. Die Variation sollte in jedem konditionellen Bereich (Technik, Taktik, Kraft, Mental) mit an erster Stelle stehen. Viele Profis konfrontieren sich im Training ganz bewußt mit Unbekanntem was z.B.  Halle, Gebiet, Griffesets, Schrauber, Kraftübungen, Bewegungsabläufe, Kletterkumpels, Trainings-/Pausenzeiten/-orte betrifft.  Alles Eingefahrene und immer Gleiche  ist der Verbesserung abträglich. Klettern unterscheidet sich diesbezüglich fundamental von vielen anderen Sportarten (z.B. Diskuswurf) bei denen es um die Perfektion eines fast immer gleichen Ablaufes geht. Wenn man jedoch im Klettern viele Aspekte gleichzeitig trainiert, dann heißt das, daß man sich i.d.R. nicht schnell steigern kann (von einer gewissen Steigerung in der Anfangszeit abgesehen)  und viele die sich ungewöhnlich schnell steigern, „fahren auf der Schmalspur“.

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