Ostern in Bleau

Ostern 2010 in Fontainebleau

Es war nass, aber es hat trotzdem Spaß gemacht, Climbingsessions in Bleau…

Wir waren Ostereiersuchen im berühmtesten Wald der Kletterwelt: dem Wald von Fontainebleau bei Paris, kurz: „Bleau“. Der ist durchsetzt von tausenden und abertausenden riesigen „Felseiern“ (Boulderblöcke) auf denen es sich wunderbar herumkraxeln läßt. Keine Frage, daß auch die Osterhasen in Bleau klettern können, auf jedem besseren Block war ein Ei o.ä. versteckt.  Manchmal auch auf einem danebenstehenden Baum 🙂 .

Eine Besonderheit der „bleauschen Probleme“ ist der relativ flache und zugleich grifflose Ausstieg oben auf den Blöcken. Nicht selten ist man eigentlich schon auf dem Block oben angekommen, schafft es jedoch nicht sich aufzurichten und liegt, unfähig sich zu bewegen, wie ein „beached whale“ auf dem Block. Um nicht rückwärts wieder herunterzurutschen gilt es in die Trickkiste zu greifen. Der Mantle ist sicher eine der elegantesten, technischen Lösungen um aus dieser Bredouille zu entrinnen, zumal wenn man noch profimäßig mit einem Toehook zusätzlich hebelt. Schafft man es den Mantle und das nachfolgende Aufrichten in einer einzigen, flüssigen Bewegung  zu bewältigen, hat man sich die Bewunderung des gewöhnlich überall in Bleau lauernden Publikums gesichert.

Etwas uneleganter ist dagegen die sogenannte Lösung „a la Robbe“. Wenn der Sturz ins Leere droht und alle sonstigen Tricks versagen, dann versucht man sich nach Art der „Robbe an Land“ zu retten. Wenn man dabei vor Anstrengung noch brüllt wie ein Waalroß, hat man gute Chancen, die verlorene Anerkennung der Zuschauer zurückzugewinnen.

Dramatisch wird der „Beached Whale“, wenn man auf Grund der augenscheinlich absurden Situation zur sogenannten „lachenden Robbe“ mutiert, denn Lachen heißt massiver ‚Spannungsverlust“ und Spannung ist notwendig um die typische Robbenbewegung effektiv auszuführen und damit dem drohenden „Abgrund“ zu entkommen. Muß man lachen, rutscht man in der Folge meist langsam rückwärts (mit jedem Lacher ein kleines Stückchen), wodurch aus Spaß wieder Ernst wird, denn das Lachen vergeht einem mit jedem Zentimeter in die falsche Richtung. Ist einem das Lachen vergangen, kann man meist wieder robben und muß… , unterstützt vom johlenden (und fotografierenden) Publikum, natürlich wieder lachen, woraufhin das Spiel von vorne beginnt. Das kann so lange weitergehen bis der Kletterer

  1. nicht mehr die Kraft hat um zu robben. Man verharrt dann zwangsweise leicht angespannt und regungslos im Liegen (wenn möglich wendet man dabei sein Gesicht vom Publikum ab – um nicht lachen zu müssen und um erneutes Rückwartsrutschen zu verhindern).
  2. Nach einer Weile wird oft nach dem Motto „Augen zu und durch“ ein allerletzter, verzweifelter „Robbenrettungsversuch“ unternommen (Augen zu hilft auch tatsächlich um nicht lachen zu müssen, Ohren zu geht leider nicht)
  3. wenn der „Augen-Zu-Versuch“ mißlingt (z.B. weil man sein Lachen wieder nicht unterdrücken kann, das strengt auch an!), dann kann man oft nicht mehr ausreichend Spannung aufbauen um nur liegen zu bleiben und der „beached whale“ gleitet Stück für Stück (je nachdem wie stark man dabei lachen muß) vom Boulderblock runter (während sich das Publikum entsprechend überschlägt).

Genug geblödelt:

Silja hat insgesamt zwei weiße Kinderparcour, fast alle On Sight, sowie einige kurzzugige, gelbe Boulder weggedrückt. Insgesamt hat sie etwa 100 Blöcke in zwei Tagen bestiegen. Klar waren die Ostereier eine Motivation, ihr größter Ansporn war es jedoch wirklich alle Boulder eines Parcours zu schaffen, was ihr spielend gelang. Steffi hat einige rote Probleme (TD) relativ schnell bewältigt und ich habe mir auf Grund des schlechten Wetters eine gute Auszeit gegönnt, will heißen:

Eine super Wall in Beauvais-East (südseitig mit rotem Dreieck), die ich nicht identifizieren konnte. Komplexe Bewegungen haben mich zu ca. 10 Versuchen provoziert – sehr viel für mich – normalerweise bin ich auf schnelle Begehungen aus. Es war der schönste von vielleicht zwei Dutzend bewältigten Bouldern in Bleau (der Rest in Rot),  habs auf 8a.nu bei 7a+ eingescored. Dann bin ich während drei Stunden am Elephant doch noch zum Klettern gekommen: „Barre Fixe Direct“ SS mit Jump 7b+ probiert, ungewöhnliches Problem für Bleau, 20 Grad, mit tiefen Löchern, Start eigentlich Füsse nur auf Druck an die glatte Wand,  links an einem 1,5 Fg- Einfingerloch, durchblocken über Kreuz und in ein mageres aber scharfes Dreifingerloch mit rechts hacken, dann kommen gewöhnlich kurz die Füsse, über Schulter links abfangen, mittels Spreizen trittlos stabil werden, dann mit links in ein seitliches Quetschloch die Hand reinpopeln, eindrehen über rechts, und dann Explodieren und einen Griff mit rechts anspringen, der Rest ist vergl. simpel. Die Züge sind recht schmerzhaft für mich, deshalb habe ich nur einen ernsthaften Versuch gemacht (war einen Tick zu hart für mein Gestänge, konnte nicht mehr richtig in den Jump explodieren). „Lepreux Direct“ 7a hatte ich fast in der Tasche (kann als Lulatsch an dem Untergriff komplett hochblocken), als mir der Background in den Rücken gefallen ist (schreiendes Baby, nervige Mitaspiranten, es war furchtbar voll am Elephant). Bei der phantastischen Traverse „Envie d‘ air“ 7b+, die ich letztes Jahr am Tag vor meiner Schulterluxation fast geschafft hatte, war es zwar gewohnt ruhig, aber die Luft war dann schon draußen, die Sonne stand recht tief. Auch hier nur ein kurzer Check. Nach einem einzigen Tag mit der Family am Fels, kam ich knapp so weit wie im letzten Jahr, am weiten Spanner vor dem Abschlußdyno habe ich das Handtuch geworfen. Zum „Ausklettern“ hab ich dann noch die 6c daneben RP im ersten Versuch gemacht (beim On Sight ist mir der rechte Fuß weggeschmiert, direkt im Anschluß hats geklappt). Mehr lief für mich nicht in Bleau. Regen, Slacklinen, Family, Chillen im Kaffeehaus, es waren auch ohne Klettern wunderschöne Tage!

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